Greenpeace e. V.

Geheimnisvolle Tiefsee schützen –
Tiefseebergbau verhindern

Wie funktioniert Tiefseebergbau?
Unter Tiefseebergbau verstehen wir die Förderung von Rohstoffen, in der Regel Metalle, ab einer Tiefe von 800 Metern. Dafür wurden gigantische, ferngesteuerte Maschinen, die Planierraupen ähneln, entwickelt. Sie können dem enormen Wasserdruck standhalten und werden auf den Meeresgrund herabgelassen. Hier entfernen sie die oberste dünne Schicht des Meeresbodens und sammeln die begehrten Manganknollen aus dem Sediment. Diese werden dann durch ein Steigrohrsystem zu einem Schiff an die Wasseroberfläche gepumpt und zur weiteren Bearbeitung an Land transportiert.

Welche für Energiewende und Elektroautos benötigten Metalle finden wir
in der Tiefsee?
In der Tiefsee können die folgenden Stoffe gefunden werden: Mangan, Nickel, Molybdän, Kobalt, Yttrium, Tellur und Thallium sowie verschiedene weitere Metalle wie Vanadium, Lithium, Wolfram und Wismut. Die Batterien von Elektroautos benötigen große Mengen an Lithium, Kobalt, Nickel und Mangan. Windkraftanlagen und Photovoltaik brauchen große Mengen an Kupfer. Für die Herstellung und Speicherung von Wasserstoff ist Nickel essentiell. Die Krux ist: Nicht alles, was in den Manganknollen enthalten ist, kann auch herausgelöst werden.

Wann soll der Tiefseebergbau starten? 
Bisher wird Tiefseebergbau noch nicht praktiziert, das kann sich aber demnächst ändern: Für Gebiete in Papua Neuguinea, Ozeanien und im Roten Meer gibt es bereits Abbaulizenzen. Die meisten Tiefseegebiete befinden sich außerhalb der Hoheitsgewässer einzelner Länder. Bisher können Unternehmen nur Erkundungslizenzen beantragen, weil diese Gebiete als “Erbe der Menschheit” klassifiziert sind und die Rohstoffe allen Menschen gehören. Verwaltet werden sie von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA), die im März und im Juli zusammenkommt und den rechtlichen Rahmen für einen Abbau prüft. Sollte die ISA grünes Licht für den Tiefseebergbau geben, könnten die ersten Planierraupen bereits im Laufe des Jahres 2023 den Meeresboden plündern.

Wenn nicht Tiefseebergbau, was dann? 
Die Antwort lautet: Kreislaufwirtschaft und weniger Konsum. Der steigende Bedarf von Metallen kann langfristig nur gedeckt werden, wenn wir mehr Energie in Recycling stecken. Hierfür ist Ökodesign unverzichtbar, das heißt: Recycling muss bereits bei Herstellung und im Design des Produkts (etwa der E-Autos) mitbedacht sein. Aktuell können viele Metalle nur unter hohem Aufwand recycelt werden. Echtes Recycling bedeutet, in die Technologien für die Rückgewinnung beispielsweise auch von Lithium zu investieren. Die Technologien bestehen, werden aber noch viel zu wenig angewendet. Auch Reparierbarkeit ist eine wichtige Voraussetzung, um Ressourcen sparen zu können. Kaputte Geräte, wie Smartphones, die viele Metalle und auch Lithium und seltene Erden enthalten, müssen einfach instand gesetzt werden können, ihre Akkus müssen gewechselt werden können.